
Stille Nacht, Heilige Nacht: 10 Fun Facts zum Weihnachtsklassiker
Duftende Vanillekipferl, stimmungsvolle Lichter, reges Treiben auf den Christkindlmärkten und Einkaufsstraßen: die (mehr oder weniger) besinnliche Vorweihnachtszeit neigt sich langsam dem Ende zu und Weihnachten steht vor der Tür.
Doch was wäre die Adventszeit ohne die passende musikalische Untermalung? Neben den modernen Christmas-Hits und den altbekannten Weihnachtsmelodien gilt vor allem ein Lied als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums: Stille Nacht! Heilige Nacht! Auch dieses Jahr wird es mit Sicherheit vor dem ein oder anderen Christbaum ertönen, bevor es ans Auspacken der Geschenke geht.
Aber was wissen wir eigentlich über dieses traditionelle Lied?
Hier sind zehn Fun Facts zum Weihnachtsklassiker:
- Der Text des Liedes wurde 1816 vom Hilfspriester Joseph Mohr in Mariapfarr als Gedicht verfasst. Zwei Jahre später komponierte der Arnsdorfer Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber auf Wunsch von Joseph Mohr die zugehörige Melodie für zwei Solostimmen samt Chor und Gitarrenbegleitung.
- Stille Nacht! Heilige Nacht! wurde zu Heiligabend 1818 in der Kirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg erstmals aufgeführt. Diese Darbietung wurde durch Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr selbst gesungen.
- Über die Motive hinter der Entstehung des Liedes gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Erzählungen zufolge soll die Orgel in der Sankt-Nikola-Kirche wegen ihres schlechten Zustandes nicht mehr bespielbar gewesen sein, weshalb das Lied mit Gitarrenbegleitung konzipiert wurde.
- Die Urheberschaft der Komposition war lange Zeit umstritten. Jahrelang wurde angenommen, dass das Lied aus der Feder Mozarts, Haydns oder Beethovens stammte. Die Kontroverse wurde erst 1995 endgültig beendet, als ein verloren gegangenes Autograf von Joseph Mohr beglaubigt wurde, das den Hinweis „Melodie von Franz Xaver Gruber“ enthielt.
- In Österreich gehört Stille Nacht! Heilige Nacht! heute zum immateriellen Kulturgut, nachdem es 2011 von der österreichischen UNESCO-Kommission in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen wurde.
- In Oberndorf wurde 1972 eigens ein gemeinnütziger Verein (die Stille Nacht Gesellschaft) gegründet, der sich der wissenschaftlichen „Erforschung aller mit der Entstehung des Weihnachtslieds „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ zusammenhängenden Umstände sowie der Verbreitung der authentischen Fassungen des Liedes“ widmet.
- Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf, die an der Stelle der ehemaligen Kirche St. Nikola steht, ist heute eine Touristenattraktion. Am 24. Dezember wird dort alljährlich eine Gedenkmesse zu Ehren der beiden Schöpfer von Stille Nacht! Heilige Nacht! begangen. (Übrigens werden die Melodien des Liedes auch in der 1938 komponierten Oberndorfer Stille-Nacht-Messe von Hans Klier aufgegriffen, in der die Motive alter Weihnachts- und Krippenlieder musikalisch verarbeitet werden. Hier ein kleiner Ausschnitt.)
- Die internationale Verbreitung des Liedes wird dem Orgelbaumeister Karl Mauracher aus Fügen zugeschrieben. Er brachte das Lied von Oberndorf ins Tiroler Zillertal, von wo es sich seinen Weg ins restliche Europa bis nach Amerika und schließlich in die ganze Welt bahnte. Heute gilt Stille Nacht! Heilige Nacht! als das weltweit bekannteste Weihnachtslied mit Übersetzungen in mehr als 300 Sprachen und Dialekte.
- Die Entstehungsgeschichte von Stille Nacht! Heilige Nacht! wurde 1997 in der fiktiven deutsch-österreichischen Filmadaption Das ewige Lied mit Tobias Moretti in der Hauptrolle auf den Fernsehbildschirm gebracht.
- Die ursprüngliche Fassung von Stille Nacht! Heilige Nacht! umfasst insgesamt sechs Strophen. In der heute gebräuchlichen Version werden jedoch nur drei Strophen gesungen, nämlich die erste, zweite und sechste Strophe des Originals. Bei der alljährlichen Gedenkmesse vor der Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf wird das Lied seit 2006 allerdings wieder in seiner vollständigen Fassung mit allen Strophen vorgetragen.
Bonus Fact:
Während des Ersten Weltkriegs legten am 24. Dezember 1914 und an den folgenden Tagen vor allem deutsche und britische, aber auch belgische und französische Soldaten an zahlreichen Abschnitten der Westfront ihre Waffen nieder, um gemeinsam mitten im Krieg Weihnachten zu feiern. Dieses von der Befehlsebene nicht autorisierte Ereignis ging als „Weihnachtsfrieden“ in die Geschichte ein. In den Schützengräben wurden Weihnachtslieder angestimmt, die Klänge von Stille Nacht! Heilige Nacht! mischten sich, so die Erzählungen, mit jenen von Silent Night, Holy Night. Soldaten beider Seiten tranken gemeinsam, tauschten kleine Geschenke aus und zeigten sich Fotos von ihren Liebsten. Überlieferungen zufolge soll sogar ein spontanes Fußballspiel zwischen Sachsen und Schotten stattgefunden haben, das zweifelsohne einen Moment der Ruhe und einen Funken Menschlichkeit in das umgebende Kriegsgeschehen brachte.
Wer sich ausführlicher mit diesem Ereignis beschäftigen möchte, kann z. B. hier nachlesen oder sich diese filmische Inszenierung in Form eines Werbespots zu Gemüte führen, die der aktuell im Netz kursierenden EDEKA-Weihnachtswerbung in emotionaler Hinsicht wohl in nichts nachsteht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen im Namen des Vorstands von UNIVERSITAS Austria ein frohes Weihnachtsfest, besinnliche Feiertage und alles Gute für das neue Jahr 2016.
von Bianca Schönhofer
Stellvertretende Generalsekretärin von UNIVERSITAS Austria