„Der beste Beruf der Welt“ – Bühne frei für die Jungdolmetscherinnen von UNIVERSITAS Austria
Sowohl den TeilnehmerInnen am 3. Internationalen Kongress über „Familienzentrierte Frühintervention für Kinder mit Gehörlosigkeit oder Schwerhörigkeit“ als auch den Dolmetscherinnen und RespeakerInnen des UNIVERSITAS-Mentoring-Programms bot sich von 15. bis 17. Juni 2016 im Kongresshaus Bad Ischl ein faszinierendes Panoptikum – und für viele von uns die Gelegenheit zum Eintauchen in eine bis dato unbekannte Welt.
Das Monsterprojekt, auf die Beine gestellt von Präsidentin Alexandra Jantscher-Karlhuber, beinhaltete die Verdolmetschung von thematisch breit gefächerten Vorträgen auf Englisch, Deutsch oder amerikanische Gebärdensprache ins Deutsche bzw. Englische durch Teilnehmerinnen am UNIVERSITAS-Mentoringprogramm. Insgesamt umfasste unsere Delegation stolze 17 Personen. Im Hauptsaal sowie in drei Seminarräumen wurden mobile Kabinen eingerichtet, jeweils eine für die Dolmetschung und eine für die RespeakerInnen, die das Gesagte mittels Spracherkennungssoftware verschriftlichten und auf die Leinwand neben den Vortragenden projizierten. So konnten auch Schwerhörige, die keine Gebärdensprache beherrschen, dem Gesagten folgen.
Insgesamt beeindruckte der Kongress durch die optimale Organisation – PowerPoint-Präsentationen wurden überwiegend Wochen im Voraus zur Verfügung gestellt! –, die äußerst sympathische Atmosphäre und die Bandbreite der Kommunikationsbedürfnisse, die allesamt mit erheblichem technischen Aufwand abgedeckt wurden. Beim Hauptvortrag einer amerikanischen Rednerin etwa, die ihre Ausführungen in amerikanischer Gebärdensprache vermittelte, wurde simultan von einer amerikanischen Kollegin in englische Lautsprache gevoict – diese Simultandolmetschung diente den UNIVERSITAS-Kolleginnen als Relais für die Arbeit ins Deutsche. Neben der Rednerin auf der Bühne befanden sich mehrere Gebärdensprachdolmetscherinnen, die in unterschiedliche Gebärdensprachen arbeiteten: österreichische, finnische, norwegische usw. Beim Betrachten dieser Gebärden wurden wieder einmal eindrucksvoll die Unterschiede zwischen den nationalen Gebärdensprachen deutlich. Daneben wurde die Verschriftlichung des Gebärdeten, die sich ebenfalls auf die Dolmetschung in amerikanische Lautsprache verließ, auf die Leinwand gebeamt.
Als Mentorin, die nur gelegentlich bei besonders kniffligen Situationen helfend eingriff, war ich von der Leistung meiner jungen Kolleginnen schwer beeindruckt. In der Vorbereitung befassten sie sich mit unzähligen Themen und erstellten die entsprechenden Glossare, von einer Dokumentation über gehörlose Menschen in Kenia bis zur traditionellen Familienstruktur und deren Auswirkung auf das Gesundheitssystem in Neuseeland bis hin zu psychologischen Aspekten der Entscheidungsfindung für Eltern von gehörlosen Kindern. Von schwer verständlichen Akzenten über eine überwältigende inhaltliche Dichte bis zur südafrikanischen Rednerin, die jeden Schnellsprech-Wettbewerb überlegen gewonnen hätte, war die gesamte Palette an Dolmetsch-Herausforderung vorhanden. Allen diesen Herausforderungen begegneten die Mentees unerschrocken und schlugen sich beeindruckend wacker durch jede noch so frustrierende Dolmetschsituation. Wer, wie eine der Kolleginnen, nach einer inhaltlich schwer greifbaren und zudem in atemberaubendem Tempo vorgetragenen Rede noch sagen kann, dass Dolmetschen der beste Beruf der Welt ist, hat mit Sicherheit den richtigen Weg eingeschlagen!
von Dagmar Jenner
- Flüchtlingshilfe bei „Train of Hope“ – Dolmetschkoordinator Yannick Wagner im Interview
- „LaiendolmetscherInnen gesucht“